Daniel Roth im Kunstmuseum Bonn






Kunstmuseum Bonn

DANIEL ROTH
CAR GWYLLT
Ausstellung > 1. März 2009




Der 1969 in Schramberg (Schwarzwald) geborene Daniel Roth zählt zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Gegenwart und wird hier nun einer breiteren Öffentlichkeit mit seiner ersten größeren Museumsausstellung vorgestellt.


Daniel Roth

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Daniel Roth
D’Annunzio, Pension Hohl, 2000-2003 (Detail)
bewegliche Skulptur aus Kunststoff, gerahmte Postkarte
Courtesy Galerie Meyer Riegger, Karlsruhe/Berlin
© Fotografie: Achim Kukulies

Textbeitrag des Künstlers :
Von der Dachterrasse der Pension Hohl öffnet sich der Blick auf den von Bergen umgebenen Gardasee. Bei Dämmerung beginnt die rote Leuchtschrift auf dem Dach der Pension zu leuchten. Die Gäste werden in diesem Moment Zeuge einer Landschaftsverschiebung: Die Berge verschieben sich langsam über die Wasseroberfläche, bewegen sich aufeinander zu und lassen den See schließlich verschwinden. Angeblich wird dieser Vorgang von einem Kriegsschiff gesteuert, das im benachbarten Park der Villa Gabriele D’Annunzio liegt. Eine unterirdische Verbindung führt den Pensionsgast von der Lobby in den wenige hundert Meter entfernten Schiffsinnenraum.



Der Ansatz von Daniel Roth, der seit 2007 als Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe lehrt und in Basel lebt, entzieht sich den gängigen Einteilungen in klar definierte Gattungen. Immer handelt es sich bei seinen vielteiligen Arbeiten um erzählerische Komplexe, in denen sich „Realität“ und „Fiktion“ überschneiden und dabei grundlegend die Imagination des Betrachters einbeziehen. In seinen raumgreifenden Installationen verflechten sich Zeichnungen, Plastiken, Objekte, Fotografien, Filme, Texte, Dokumentarisches und Erfundenes. Im scheinbaren Widerspruch von formaler Klarheit und inhaltlicher Offenheit bewirkt Daniel Roth Verwandlungen des konkreten Raumes und eröffnet neue narrative Potentiale der Gegenwartskunst.

Auf dem Dach des Museums befindet sich eine Leuchtschrift, Bestandteil der mehrteiligen Arbeit „D’Annunzio-Pension Hohl“ (2000/2003), welche die Besucher durch das Verschieben eines großen, an der Wand befestigten gelben Steines im Mittelraum der Ausstellung selbst anschalten bzw. dimmen können. Ein rätselhafter Vorgang, der sich zwischen den Zeichnungen und der Postkarte fortspinnen lässt. Was hat es mit der Pension und dem Dichter auf sich?

Gleiches gilt für die drei für die Ausstellung neu entstandenen Arbeiten: Was hat es mit den Glasscheiben und dem merkwürdig von der Decke hängenden grauen Objekt (ein Elefantenohr?) von „Skulpturenpark für die Antarktis“ [2008] auf sich? Der Künstler sagt dazu: „Über der Stelle in der Antarktis, an welcher Shackeltons Expeditionsschiff namens ‚Endurance’ von Eismaßen zerstört wurde steht ein flacher Stern am Himmel und beleuchtet einen Skulpturenpark.“ – Hier offenbaren sich Lücken im Wissen des Betrachters, die nur mit Imagination zu füllen sind.

In ihren Bestandteilen und Materialien ebenfalls klar, in ihrer Anmutung aber erneut unheimlich und abgründig erscheint auch die große Installation des linken Ausstellungsraums, die den Titel „Krasnapolsky, Amsterdam [2008] trägt. Sie bezieht sich auf die Entstehung Amsterdams, das auf Schwarzwälder Tannen gebaut wurde, welche den Rhein herab nach Holland transportiert wurden. Der Film in der gebauten Zelle evoziert einen Wald, der sich unter der Stadt ausbreitet. „Wie in den Falten eines großen Vorhanges öffnen sich Zwischenräume einer Stadt in der Stadt.“ (D. Roth). Wo führen diese hin?

Eine weitere Wandzeichnung von Daniel Roth befindet sich vor dem Eingang zur Stadtbibliothek im Gebäude am Bottlerplatz, in der Innenstadt.

    Stefan Gronert


Portmeiron, Gwyllt Woods, 2008 (Detail)

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Daniel Roth
Portmeiron, Gwyllt Woods, 2008 (Detail)
versch. Materialien
Courtesy Galerie Meyer Riegger, Karlsruhe/Berlin
© Fotografie: Achim Kukulies

Textbeitrag des Künstlers :
Eine Halbinsel in Nordwales war Ende des 19. Jahrhunderts eine schwer zu durchdringende Wildnis, da ihre Bewohnerin Adelaide Haigh ihre Gärtner entliess, um fortan unter streundenden Hunden zu leben, denen sie abends aus Büchern vorlas. Jahrzehnte später erwarb Clough Ellis Williams die Halbinsel und baute ein Dorf, dessen Häuser nicht dafür bestimmt waren jemals von Menschen bewohnt zu werden. Auf den Ruinen dieser Gebäude wächst eine neue Landschaft, die wie unter einer Maske verborgen liegt.

Skulpturenpark für die Antarktis, 2008

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Daniel Roth
Skulpturenpark für die Antarktis, 2008
versch. Materialien
Courtesy Galerie Meyer Riegger, Karlsruhe/Berlin
© Fotografie: Achim Kukulies

Textbeitrag des Künstlers :
Über der Stelle in der Antarktis, an welcher Shackeltons Expeditionsschiff namens “Endurance” von Eismaßen zerstört wurde steht ein flacher Stern am Himmel und beleuchtet einen Skulpturenpark.

Krasnapolsky, Amsterdam, 2008

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Daniel Roth
Krasnapolsky, Amsterdam, 2008
versch. Materialien
Courtesy Galerie Meyer Riegger, Karlsruhe/Berlin
© Fotografie: Achim Kukulies

Textbeitrag des Künstlers :
Die historischen Stadtteile Amsterdams stehen auf Schwarzwälder Tannen, die über Wasserstraßen nach Holland bewegt wurden: ein Wald, der sich unter der Stadt ausbreitet und in Teile der Häuser, wie die Wandmalerei des tropischen Wintergartens im Hotel Krasnapolsky hineinwächst. Wie in den Falten eines großen Vorhanges öffnen sich Zwischenräume einer Stadt in der Stadt.






© Kunstmuseum Bonn
© Fotografie: Achim Kukulies






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